Jedes Jahr werden in Deutschland etwa 80.000 Herzschrittmacher implantiert. In Wolfgang Kochs Brust sorgt bereits das dritte Gerät dafür, dass sein Herz gleichmäßig schlägt. Seit dem ehemaligen Kabarettisten vor 20 Jahren sein erster Schrittmacher implantiert wurde, hat sich allerdings viel getan – zum Glück, findet Wolfgang Koch und erzählt uns, wie sich sein Leben seither verändert hat und was er an der Betreuung durch Dr. Volker Leonhardt, Geschäftsführer und Ärztlicher Leiter des Helios Device- und Telemedizinzentrums, besonders schätzt.
Plötzlich Herzpatient – ist nun alles anders? Nicht für Wolfgang Koch
„Nun hatte ich also einen Herzschrittmacher. Das war an einem Montag. Und ich bin ja Freiberufler gewesen. Donnerstag hatten wir aber schon die nächste Veranstaltung in Apolda. Da habe ich dann auch auf der Bühne gestanden und gespielt“, erinnert sich Wolfgang Koch an eine warme Spätsommerwoche im September 2002. Während eines Auftritts seines Kabarett-Duos in Sangerhausen, mitten in Sachsen-Anhalt, merkte der passionierte Musiker auf einmal, dass etwas nicht stimmte: „Wir haben in einem Tanzsaal gespielt, der nicht sehr gut belüftet war. Es war auch ein relativ warmer Tag und auf den Tischen standen Kerzen, die auch viel Sauerstoff verbraucht haben. Und es wurde damals auch noch drinnen geraucht. Kurz vor der Pause habe ich mit meinem Kollegen noch einen heißen Sirtaki getanzt und in der Pause merkte ich dann, dass es mir gar nicht gut ging.“
Sein Puls sei immer langsamer geworden, erzählt er. So langsam, dass sein Kollege schließlich der Veranstalterin Bescheid gab. Eine Ärztin, die am selben Tisch saß, hörte vom Unwohlsein des Kabarettisten und eilte zur Hilfe. „Sie kam dann in meine Garderobe und hat mich abgehört“, erzählt Wolfgang Koch, „Ich hatte einen Puls von 30 und einen Blutdruck von über 220 und daraufhin sagte sie: Sofort ins Krankenhaus, das ist etwas Ernstes, das ist keine vorrübergehende leichte Schwächung. Und dann hat mich mein Kollege sofort mit meiner Bühnenkleidung ins Krankenhaus gefahren und 10 Minuten später lag ich bereits auf der Intensivstation.“ Nachdem die behandelnden Ärzte einen Herzinfarkt ausschließen konnten, stand die Diagnose fest: bei Wolfang Kochs Beschwerden handelte es sich um eine schwere Herzrhythmusstörung, genauer um einen AV-Block 3. Grades. Nachdem ihm noch in der Nacht zu Samstag ein temporärer Schrittmacher angelegt wurde, folgte einige Tage später die tatsächliche Implantation.
„Es war dann, als ob nichts gewesen wäre“, sagt Wolfgang Koch, „Mein einziges Problem war das Umziehen bei unserem nächsten Auftritt. Das hat etwas länger gedauert, obwohl man beim Kabarett ja teilweise nur Sekunden Zeit dafür hat. Hinbekommen habe ich es aber trotzdem.“
Jeder Herzschlag wird überwacht – der Telemedizin sei Dank
Und obwohl der Gründer des Kabarett Sündikat sich kurz nach seiner Herzschrittmacher-OP wieder mit voller Leidenschaft seinen Bühnenprogrammen widmete, brauchte auch sein Körper einige Zeit, um sich an das kleine Gerät in seinem Brustkorb zu gewöhnen. Er erklärt: „Der Körper und die Psyche müssen sich erst an diesen kleinen Fremdkörper gewöhnen, der da auf einmal in der Brust ist. Und dann ist man auch besonders sensibilisiert für seinen Kreislauf, wenn man so etwas hat. Man geht also abends ins Bett und wenn es dann ruhig um einen wird, dann horcht man in sich hinein, ob das Herz auch im richtigen Rhythmus schlägt und bei der leichtesten Unregelmäßigkeit ist man sofort hoch sensibilisiert.“ Die Sorge, dass etwas nicht stimmt, wird Wolfgang Koch seit gut 20 Jahren von Dr. Volker Leonhardt genommen. Der Facharzt für Innere Medizin mit dem Versorgungsschwerpunkt Kardiologie ist Geschäftsführer und Ärztlicher Leiter des Medizinischen Versorgungszentrums HIZ Berlin, das seit Juli 2021 Teil des Helios Device- und Telemedizinzentrums ist.
„Während es in Deutschland außer Frage steht, dass ein Patient mit einer Herzrhythmusstörung wie Wolfgang Koch sofort einen lebensrettenden Herzschrittmacher erhält, liegt in der telemedizinischen Betreuung von Schrittmacherpatienten noch viel Potenzial. Umso erfreulicher ist es, dass der Gesetzgeber zum 01.01.2022 die durchgehende telemedizinische Überwachung von Patienten mit Herzinsuffizienz genehmigt hat. Somit können wir bei unseren Patienten auftretende Probleme sofort diagnostizieren und unmittelbar reagieren. Durch diese Zusammenarbeit unseres Telemedizinzentrums mit den behandelnden Ärzten bieten wir unseren Patientinnen und Patienten eine hohe Therapiesicherheit bei maximalem Komfort“, betont Dr. Leonhardt.
„Das Herzschrittmacherzentrum ist großartig. Die Ärzte sind klasse, die Schwestern auch und wir kennen uns mittlerweile sehr gut. Ich gehe regelmäßig zur Kontrolle und bin dank Telemedizin ja auch immer digital mit dem Zentrum verbunden“, sagt Wolfgang Koch.
Dass er sowohl zu Dr. Leonhardt als auch zu den Ärzten, die ihn vor 20 Jahren in Sangerhausen behandelten, ein besonderes Verhältnis hat, kommt nicht von ungefähr. „Ich bin in der Hinsicht ein Elefant“, sagt er lachend, „Ich vergesse nie, wenn mir jemand etwas Gutes getan hat. Und ich bin der Ärztin aus dem Tanzsaal und den behandelnden Ärzten aus der Klinik damals bis heute sehr, sehr dankbar. Wir haben auch bis heute Kontakt. Das finde ich sehr schön und bereichernd.“ Ebenso dankbar ist er auch Dr. Leonhardt und seinem Team. Zu seinem 70. Geburtstag ließ Wolfgang Koch es sich deshalb auch nicht nehmen, groß aufzufahren: „Ich habe für die ganze Besatzung Canapés, Suppe und Getränke organisiert. Damit wollte ich mich einfach mal bedanken, dass ich dank der Unterstützung und Betreuung vor Ort mein 70. Lebensjahr erreicht habe.“
Das Leben mit Herzschrittmacher – für Wolfgang Koch mehr Normalität als Belastung
Aus eigener Erfahrung weiß Wolfgang Koch: ein Herzschrittmacher verändert das Leben von heute auf morgen. „Man wird demütiger und lebt bewusster. Und man hält sich nicht mehr für unanfechtbar. Das macht schon etwas mit einem, was aber nicht unbedingt etwas Negatives sein muss“, sagt er. Er habe aufgehört zu rauchen, aber das sei weniger Einschränkung als Notwendigkeit gewesen. Und auch sein berufliches Stresslevel habe er in den Jahren nach seiner ersten Herzschrittmacher-Implantation bewusst heruntergefahren.
Und er weiß noch etwas: Reden hilft. Aus diesem Grund engagiert er sich in einer Selbsthilfegruppe, in der er Herzschrittmacher-Patienten aufklärt, Informationen vermittelt und Fragen beantwortet. Außerdem ist er Patientenbeirat im Kardionetzwerk e.V., einem von Dr. Leonhardt ins Leben gerufenen Verein, bei dem sich herzkranke Patienten über Behandlungsmöglichkeiten informieren können. „Das ist ein Zeichen für mich, dass ich etwas zurückgeben kann“, sagt er abschließend, „Da bin ich dann einfach wieder der Elefant.“
Gut zu wissen:
Eine Herzschrittmacher-OP stellt heute einen Routineeingriff dar, der meist nur zirka 30-60 Minuten dauert. In örtlicher Betäubung wird ein Schnitt unterhalb des Schlüsselbeins gesetzt und eine kleine Tasche unter der Haut präpariert. Danach können ein bis drei Elektroden (isolierte Drähte) durch die Vene bis ins Herz geschoben und dort verankert werden. An die
Elektroden wird der Herzschrittmacher angeschlossen und in die Hauttasche eingelegt. Abschließend erfolgt die Vernähung des Hautschnitts und die Abdeckung der Wunde mit einem Druckverband für mehrere Tage. Der Patient kann meist bereits am OP-Tag aufstehen, essen und trinken. Im Helios Klinikum Berlin-Buch führen wir diese Operation jährlich bis zu 500mal durch, etwa hälftig stationär und ambulant.
Sie möchten mehr über Wolfgang Kochs Leben mit Herzschrittmacher erfahren? Hier geht es zu einem Videobeitrag der BBC Storyworks in Kooperation mit Biotronik.
PM/HELIOS Gesundheit